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mehr erfahrenStau auf dem Theodor-Heuss-Ring ist auf einen Freitagnachmittag keine Seltenheit. Diesmal war der Grund allerdings ungewöhnlich: Am vergangenen Freitag (26. April) war die Kieler Hauptverkehrsader nicht voller Autos, sondern wurde von Fußgänger*innen, Fahrrädern und Menschen mit selbstgebauten Gehmobilen in Beschlag genommen, die durch ihre Demonstration nicht nur auf Problematiken des Autoverkehrs hinwiesen, sondern auch mit Musik und viel guter Laune zeigten, wie eine Alternative aussehen könnte.
Die Turboklimakampfgruppe (TKKG) hatte zu dem Demonstrationszug unter dem Motto „Straßenparty statt Rush-Hour“ aufgerufen, die von einem breiten Bündnis aus 20 Kieler Organisationen unterstützt wurde. Dazu gehörten neben dem ADFC oder der Hochschulgruppe Klimagerechtigkeit natürlich auch die BUNDjugend Schleswig-Holstein und die BUND-Kreisgruppe Kiel.
Nach einer Auftaktkundgebung am Kieler Hauptbahnhof zogen die knapp 2000 Teilnehmer*innen am frühen Nachmittag (zur besten Rushhour-Zeit) in Richtung Theodor-Heuss-Ring. Die Kieler Hauptverkehrsstraße war in den vergangenen Monaten wegen zu hoher Schadstoffwerte und „kreativer“ Lösungsvorschläge (ob Absauganlage oder Dieselfahrverbot für die rechte der beiden Fahrspuren) immer wieder kontrovers diskutiert worden. Dies war aber nicht der einzige Missstand, den die Demonstrierenden anprangerten. Sie wünschen sich für Kiel eine umfassende Verkehrswende, die Mobilität klimafreundlich, sozial gerecht, angenehm und gesund gestalten soll. Zu den Forderungen gehören eine autofreie Innenstadt, eine bessere Fahrrad-Infrastruktur, ein besser ausgebauter und für jede*n bezahlbarer Bus- und Schienenverkehr.
Ein besonderer Hingucker, mit dem diese Botschaft unterstrichen wurde, waren die Gehmobile, die einige der Demonstrierenden trugen: Selbstgebaute Holzgestelle, die eindrücklich veranschaulichten, wie viel Platz ein Auto einnimmt – obwohl häufig nur ein oder zwei Personen darinsitzen und es einen großen Teil des Tages ungenutzt herumsteht.
Mitten auf dem Theodor-Heuss-Ring kam der Demozug schließlich zum Stehen, als sich an der Spitze eine Sitzblockade bildete. Die Teilnehmenden picknickten, tanzten, unterhielten sich oder machten Yoga – Straßenparty statt Rush-Hour. Viele Anwohner*innen beobachteten das Treiben interessiert von den geöffneten Fenstern aus, die Polizei blieb gelassen. Schließlich setzte der eigentliche Demonstrationszug seinen Weg in Richtung Hauptbahnhof fort, einige Dutzend Menschen blieben auf dem Theodor-Heuss-Ring sitzen, bis die Blockade durch die Polizeibeamten geräumt wurde.
Welchen Einfluss die Demonstration auf die Verkehrspolitik der Stadt haben wird, ist noch offen. Fest steht, dass das Thema einmal mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Und eine kurzfristige Wirkung zeigte sich auf jeden Fall: Am Freitagabend war die Stickoxidkonzentration im Vergleich zum Vormittag deutlich gesunken.