Wohn- und Wirkprojekt WandelGut – mehr als nur ein Wohnprojekt
Als BUNDjugend besuchen wir im Rahmen der Exkursionsreihe „Nachhaltige Lebenswelten“ das WandelGut in Mechow. Das WandelGut ist mehr als nur ein Wohnprojekt und beheimatet eine Vielzahl nachhaltiger Projekte für eine bessere Zukunft.
In Mechow bei Ratzeburg haben wir das Wohnprojekt WandelGut besucht. Das WandelGut ist eigentlich viel mehr als „nur“ ein Wohnprojekt – neben Wohnraum gibt es hier eine SoLaWi, eine TinyHouse Werkstatt, einen Mitgliederladen, eine Wiese für den Seminarbetrieb und noch vieles mehr. All das ist verteilt auf drei Dörfer, sodass das Projekt WandelGut doch deutlich über das Gutshaus hinausgeht.
Aber von Anfang an:
In Mechow angekommen werden wir von Mona, einer der Bewohner*innen des WandelGuts in Empfang genommen. An einer großen alten Scheune und Pferden vorbei geht es auf die Wandelwiese. Hier stehen Zelte, eine Outdoorküche und viele Apfelbäume. Unter einem der Zelte lassen wir uns nieder und sind gespannt was Mona uns so alles zu erzählen hat.
Die WandelGut gGmbH
Wie bei vielen Wohnprojekten ist auch das WandelGut über eine Kombination aus Vereinen und (gemeinnütziger) GmbH organisiert. Alle Grundstücke und Häuser werden von der WandelGut gGmbH gekauft, welche diese wiederum den Vereinen zur Nutzung vermietet. Jedes Projekt hat also einen Verein, über den es seine Räumlichkeiten mieten kann. Die Bewohnenden haben ebenfalls einen Verein, den sogenannten Wohnverein, welcher den Wohnraum von der gGmbH anmietet und an seine Mitglieder weiter vermietet. Dieses Konzept führt dazu, dass alle Menschen sowohl in der gGmbH als auch in den Vereinen ein Mitspracherecht haben – sie sind also gleichzeitig Mieter- und Vermieter*innen.
Im WandelGut gibt es noch den kleinen Sonderfall, dass das Gutshaus zwar vom Wohnverein gemietet, jedoch nicht von der gGmbH gekauft werden kann, da es einer Privatperson gehört. Die weiteren Grundstücke und Gebäude des Guts hingegen können und werden nach und nach von der gGmbH gekauft und an die Projekte vermietet – was natürlich den Vorteil hat, dass nicht auf einmal eine riesige Summe aufzubringen ist, sondern nach und nach Flächen und Gebäude dazu gekauft werden, um die Pläne der Menschen vor Ort zu verwirklichen.
Die Wandel-Projekte
Und Pläne gibt es viele für das WandelGut – auch wenn diese momentan meist im Nachbarort Wietingsbek angesiedelt sind, so gehören sie trotzdem dazu. In Wietingsbek gibt es eine solidarische Landwirtschaft, den Mitgliederladen „Tante Wandel“, die Werkstatt für „Tiny Barns“ (Tiny Houses im Scheunenlook) und Wohnraum.
Auf dem Gelände rund um das Gutshaus wiederum findet sich der Gemüsegarten, die Wandelwiese, auf der im Sommer reger Seminarbetrieb herrscht, und diverse Gebäude, aus denen später einmal Wohnraum werden soll – sobald die Finanzen und das Denkmalamt den Umbau gestatten. Ein zentrales Anliegen der Menschen des WandelGuts ist es eben, nicht nur zu wohnen, sondern auch nach außen zu wirken. Durch die Projekte soll dieses Ziel realisiert werden.
Exkurs Soziokratie
In jedem Projekt müssen Entscheidungen getroffen werden – manchmal mit weitreichenden Konsequenzen, wie z.B. der Kauf eines Hauses. Um die Entscheidungsfindung in geregelte Bahnen zu lenken haben sich die Menschen des WandelGuts entschieden, Entscheidungen nach dem Prinzip der Soziokratie zu treffen. In der Soziokratie werden Entscheidungen nach dem Konsent-Prinzip getroffen.
Das Konsent-Prinzip beudeutet, dass eine Entscheidung dann getroffen wird, wenn es keine schwerwiegenden Einwände dagegen gibt. Das heißt auch, dass nicht alle die Entscheidung spitze finden müssen. Um diesen Prozess etwas effizienter zu gestalten ist die Soziokratie in Kreisen organisiert. Beim WandelGut gibt es den Öffentlichkeitsarbeitskreis, den Gemeinschaftskreis, den Orgakreis etc. Diese Kreise haben alle klar definierte Bereiche, über die sie entscheiden können und sind häufig noch einmal in Domänen unterteilt. Es gibt also kein großes Riesenplenum in dem alle Menschen des WandelGuts alle Entscheidungen treffen, sondern die Kreise entscheiden innerhalb ihrer Bereiche selbst.
Ein wichtiges Prinzip ist hierbei: Good enough for now, save enough to try. Das heißt, dass eine Entscheidung dann getroffen wird, wenn keine großen Risiken damit verbunden sind. Dabei ist auch immer zu beachten, dass eine Entscheidung einem gemeinsamen Ziel dienen soll – Entscheidungen die einem Ziel, z.B. dem Ziel in der Dorfgemeinschaft positiv wahrgenommen zu werden, entgegenlaufen, sind eben nicht gut genug für den Moment und können daher nicht getroffen werden. Alles in allem ist die Soziokratie auf dem WandelGut der Versuch, möglichst viele Menschen in die Entscheidungen mit einzubinden, ohne dabei immer alle anhören zu müssen – also eine Entscheidung möglichst effizient zu treffen.
Solidarische Landwirtschaft in Wietingsbek
Nach dem ganzen theoretischem Input über die Strukturen und die Organisation des WandelGuts hat Mona uns noch einmal über das Gelände geführt. Wir haben uns den Gemüsegarten angeschaut, die große Scheune und sie hat uns gezeigt, wo zukünftig weitere Wohnräume entstehen sollen. Anschließend haben wir noch einen Spaziergang nach Wietingsbek gemacht, wo wir uns die solidarische Gemüsegärtnerei angeschaut haben. Wir durften einen Blick in die Gewächshäuser werfen und haben noch ein wenig bei der Kartoffelernte mitgeholfen. Zum Abschluss gab es dann noch ein Kostprobe vom frisch geernteten Obst und Gemüse. Mmmmh lecker!
Unser Besuch beim WandelGut war wahnsinnig spannend. Wir konnten viele tolle Menschen und Projekte kennenlernen und haben mehr über die Funktionsweise, die Gründung und die Herausforderungen dabei sowie das Leben in einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt erfahren. Ein großer Dank dafür an Mona und das WandelGut.
Weitere Einblicke und Eindrücke vom WandelGut bekommst du in unserem Video oder auf der Homepage vom WandelGut selbst: