Stadt.Land.Dorf
Ideen für die Welt von Morgen
Nachhaltig leben – was genau hat es damit eigentlich auf sich? Was versteht man darunter und wie sieht nachhaltiges Leben in der Praxis aus? Dazu gibt es schon viele Ansätze und Ideen, die wir euch hier präsentieren wollen – auf lokaler und regionaler, aber auch globaler Ebene.
Im Rahmen der Exkursionsreihe „Nachhaltige Lebenswelten“ haben wir verschiedene (Wohn-)Projekte und Orte in Schleswig-Holstein besucht und verschiedene Möglichkeiten kennengelernt, wie die Menschen dort versuchen ihr Leben nachhaltiger zu gestalten. Im Blog „Einfach nachhaltig leben!?“ berichten Menschen aus Schleswig-Holstein von ihren eigenen (ganz persönlichen) Erfahrungen und auf welche Weise sie mehr Nachhaltigkeit in ihr Leben und ihren Alltag integrieren. Aber auch von den Schwierigkeiten und Herausforderungen, die ihnen dabei begegnen.
Anhand von Beispielen aus aller Welt stellen wir dir in der Rubrik „Stadt von Morgen“ Ansätze vor, wie Städte nachhaltiger und zukunftssicherer werden können.
Exkursions-Reihe „Nachhaltige Lebenswelten“
In der Exkursionsreihe „Nachhaltige Lebenswelten“ haben wir 5 Orte in Schleswig-Holstein besucht, die verschiedene Ansätze für ein nachhaltiges Leben verfolgen. Dies kann mehr auf der persönlichen Ebene erfolgen, etwa durch gemeinschaftliches Leben in einem Wohnprojekt, oder auch auf kommunaler Ebene, indem die Gemeinde oder Stadt Strukturen und Angebote schafft, um den Menschen ein nachhaltigeres Leben zu ermöglichen.
In den Exkursionsberichten kannst du nachlesen, welche Orte wir besucht und was wir dabei gelernt haben. Du erfährst, was eine Gemeinwohlökonomie-Gemeinde ist, wie es sich in einem Wohnprojekt lebt und wie unterschiedlich diese gestaltet sein können oder auch wie suffiziente Stadtplanung aussieht.
Exkursionsberichte
Einfach nachhaltig leben!? – Berichte aus dem Alltag
Nachhaltig zu leben klingt zunächst ganz simpel – gestaltet sich je nach Wohnort und Lebenssituation aber mehr oder weniger herausfordernd.
Für einige ist der Einkauf im Unverpackt-Laden und eine nachhaltige Lebensweise selbstverständlich, andere können sich den Einkauf im Bioladen nicht leisten oder nicht auf das Auto verzichten, da der Bus zu selten fährt. Gerade auf dem Land kann es viele Hürden geben, die eine Umstellung auf ein nachhaltiges Leben behindern. Dadurch erscheint das Thema oft riesig und unmöglich zu bewältigen.
Doch Nachhaltigkeit kann schon auf ganz kleiner Ebene beginnen.
Hier haben wir eure individuellen Beispiele gesammelt, wie eine nachhaltige Lebensweise funktionieren kann, aber auch welche Schwierigkeiten und Hürden euch bei der Umsetzung begegnen. In ihren Berichten erzählen Menschen aus Schleswig-Holstein, warum ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist und wie ihr Leben in der Stadt oder auf dem Land ihren (nachhaltigen) Alltag beeinflusst. Sie berichten über ihre nachhaltigen Gewohnheiten und auch über Probleme und Herausforderungen, die sie dabei überwinden müssen. Dabei teilen sie auch ihre Erlebnisse, Tipps und Wünsche für einen nachhaltigen Alltag.
Du versuchst, dein Leben nachhaltiger zu gestalten? Lass dich von ihren Geschichten inspirieren!
Moin!
Mein Name ist Annika, ich habe vor kurzem ein Praktikum bei der BUNDjugend SH gemacht. Eigentlich wohne ich außerhalb einer mittelgroßen Stadt in einer strukturschwachen Region Sachsen-Anhalts für ein spezielles Studienfach.
Zur Einordnung wie ländlich ich wohne: In meinem angegliederten „Stadtteil“ kommt zweimal die Woche ein Bäckerauto, montags der mobile Kaufmannsladen, im Sommer ein Eiswagen und es gibt mehrere Kaffeeautomaten. Wir haben einen Sportplatz, viele Gärten, Ziegen, Esel, Schafe, Pferde, Katzen, viele Hühner, Bäume und Betonstraßen. Und Studierende. Sonst aber recht wenig.
Folgende Dinge finde ich an meinem Leben nachhaltig: ich besitze und fahre kein Auto, ich kaufe wenig neue Gegenstände und Kleidung. Gemüse und Obst kommt bei uns in der Wohngemeinschaft aus dem Garten, oder aus der wöchentlichen Bedarfskiste von einem regionalen Markstand. Ich teile mir viele Dinge mit anderen oder leihe mir Gegenstände. Außerdem wohne ich auf kleiner Fläche mit anderen und nutze viel öffentlichen Raum.
„Hättet ihr mich gefragt, ob ich viel für ein nachhaltigeres Leben tue, hätte ich definitiv Nein gesagt. All diese Dinge mache ich, weil sie bequem für mich sind.“
– Annika
Aber warum mache ich das?
Und wie bin ich zu diesen Gewohnheiten gekommen? Hättet ihr mich gefragt, ob ich viel für ein nachhaltigeres Leben tue, hätte ich definitiv Nein gesagt. All diese Dinge mache ich, weil sie bequem für mich sind. Ich hasse nämlich Autofahren und fahre lieber Rad. Für meinen Wocheneinkauf beim Supermarkt 30 Minuten entfernt nutze ich den Fahrradanhänger unserer WG.
Ich hasse auch shoppen. Die nächste kleinere Großstadt ist eine Stunde Bahnfahrt entfernt. Niemals würde ich, wenn es nicht wirklich sehr nötig ist, so weit fahren, um mich ins Getummel zu stürzen. Stattdessen trage ich Kleidung länger, wir tauschen viel unter Freunden und Freundinnen, Nähen selbst und flicken, oder ich bestelle Second-Hand im Online-Kleinanzeigenmarkt.
Selbstversorgung und Marktkiste als unverpackte und praktische Möglichkeit
Auch die Marktkiste ist bequem. Die Abholstelle für die wöchentliche Lieferkiste ist nur 10 Minuten statt 30 Minuten mit dem Fahrrad entfernt – und ich habe das ganze Gemüse für eine Woche! Außerdem muss ich mich nicht an die Marktzeiten halten. Dass es regional und unverpackt ist, ist natürlich auch super. Unter meinen Bekannten haben viele Menschen Kleingärten, so helfen wir uns gegenseitig und essen auch viel aus den Gärten. Nicht aus Selbstversorger-Überzeugung, sondern weil wir einfach alle sehr gerne gärtnern.
Generell würde ich mein Umfeld als recht bescheiden beschreiben. Wir besitzen alle wenig – hauptsächlich aber, weil es praktisch ist. Wir sind oft unterwegs, viel verändert sich noch in unseren Lebensplänen und da ist es sinnvoll, wenig Krams zu haben, der nur umhergeschleppt werden muss.
Viele kleine Veränderungen gelingen nicht
Für mein Verständnis gibt es noch viele kleine Stellschrauben, die nicht schwierig zu verändern wären und trotzdem gelingt es mir nicht. Das sind vor allem Dinge, die für mich nicht so bequem sind. Zum Beispiel, sich vegan zu ernähren. Vegetarisch kochen wir in der WG sowieso, oft auch vegan. Ich habe das Know-How für eine gesunde und ausgewogene vegane Ernährung, in meinem Umfeld würde es keine Umstände machen – und trotzdem kann ich der Käseversuchung oft nicht widerstehen. Ich schaffe es nicht, mehr Plastik einzusparen. Dabei könnten wir beim Bio-Großhändler vorrätig und verpackungsarm bestellen. Und auch Tomaten esse ich außerhalb der Saison einfach zu gerne.
Die meisten meiner nachhaltigen Gewohnheiten haben sich so ergeben, weil es einfach kaum andere Möglichkeiten gibt oder für mich bequemer ist. Und hauptsächlich, weil ich die Zeit und die Gemeinschaft dazu habe, so zu leben.
Ich bin Lina, 24 Jahre alt und mache zurzeit ein Praktikum. Ansonsten studiere ich.
Ich bin in einem Vorort einer mittelgroßen Stadt aufgewachsen und wohne mittlerweile auch im Zentrum dieser Stadt. Dadurch war es in unserer Familie schon immer normal, überall mit dem Fahrrad hinzufahren. Ein Auto besitze ich nicht und ich komme ohne auch sehr gut klar. Ich würde mir aber wünschen, dass das Radfahren in der Stadt sicherer wird, da ich mich regelmäßig in Situationen befinde, in denen ich nur durch eigene Reaktion einem Unfall entgehe. Außerdem wäre es schön, wenn es mehr reine Fahrradstraßen gäbe, dann würde man nicht so viel Zeit an Ampeln verbringen und man braucht nicht ständig auf Autos aufzupassen.
Ansonsten würde ich auch sagen, dass ich ziemlich nachhaltig lebe, aber sicher noch mehr tun könnte. Oft ist dabei eigener Spaß, Genuss und das Wohlbefinden eine Hürde. So fällt es mir beispielsweise sehr leicht, mich vegetarisch zu ernähren, auf Käse kann ich jedoch nur schwer verzichten.
In der Stadt ist es deutlich einfacher
Ich finde es schön, dass es in meiner Stadt immer leichter wird, verpackungsfrei einzukaufen. Ich gehe regelmäßig auf den Wochenmarkt und in den „Unverpackt“-Laden um die Ecke und auch im Supermarkt wird die Plastiksituation immer besser.
Ich weiß aber auch, vor allem durch eigene Erfahrung, dass das Einkaufen von unverpackten Lebensmitteln in anderen Orten und Ländern kaum möglich ist. Außerdem ist es leider oft teurer, wenn man sich für die nachhaltigen bzw. die Bioprodukte entscheidet. Ich würde gerne alle meine Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs im Bio- oder Unverpackt-Laden einkaufen, kann mir das aber einfach nicht leisten.
„Ich würde mir […] wünschen, dass es Entlastungen für Personen gibt, die […] auf eine nachhaltige Lebensweise achten.“
– Lina
Nachhaltiges Leben sollte günstiger sein
Insgesamt würde ich sagen, dass es deutlich entspannter wäre, wenn eine nachhaltige Lebensweise einfacher umzusetzen und günstiger wäre. Letztes Jahr bin ich zum Beispiel vier Tage lang mit dem Zug zu meinem Praktikum nach Portugal gefahren. Die Zugfahrt war deutlich teurer als zu fliegen und es sind etliche Sachen schiefgegangen. Ich würde mir deswegen wünschen, dass es Entlastungen für Personen gibt, die besonders auf eine nachhaltige Lebensweise achten.
Ich bin Maybritt, 21 Jahre alt und aktuell Studentin.
Mit meiner Familie wohne ich auf dem Land. Das heißt in unserem Fall nicht in, sondern außerhalb eines Dorfes. Bis zur nächstgrößeren Stadt sind es ca. 13 km, bis nach Kiel 25 km. Meine Nachbar*innen, die ich in fünf Minuten zu Fuß erreiche, kann ich an einer Hand abzählen und die Anzahl an Menschen in meiner Umgebung wird von denen der Kühe und Schafe deutlich übertroffen.
Die Entscheidung, trotz meines Studiums hier wohnen zu bleiben, liegt vor allem daran, dass ich die Ruhe sehr schätze.
Platz für den Anbau von Obst und Gemüse
Dadurch, dass wir auf einem alten Resthof wohnen, haben wir viel Platz, um zum Beispiel Gemüse und Obst anzubauen. So können wir uns zumindest mit vielen frischen Produkten, die gerade Saison haben, selbst versorgen.
Zum Gießen verwenden wir Regenwasser. Bei allem, was wir dazukaufen, achten wir darauf, lose anstelle von abgepackter Ware zu kaufen. Ein Großteil des Obsts und Gemüses beziehen wir dabei vom Wochenmarkt, oft auch in Bio- bzw. Demeterqualität. Vor allem beim Gemüse fällt es uns auch leicht, auf Saisonalität zu achten – trotzdem landen auch bei uns zur Weihnachtszeit die Orangen und Clementinen in der Obstschale. Bei den restlichen Lebensmitteln kaufen wir aus finanziellen Gründen nicht nur Bioware.
Müll lässt sich leicht reduzieren
Die Vermeidung bzw. Reduzierung von Müll ist bei uns in der Familie ein großes Thema. Hier ist uns allen die Umstellung zu nachhaltigeren Gewohnheiten relativ leicht gefallen. Zum Einkaufen nehmen wir eigene Taschen/ Körbe anstelle von Plastiktüten mit. Außerdem habe ich mir angewöhnt, in meinem Rucksack für den Fall der Fälle immer auch einen Jutebeutel dabei zu haben. Leider ist es im nächstgelegenen Supermarkt nicht möglich, an der Frischetheke eigene Dosen mitzubringen, obwohl sich hier ziemlich viel unnötiges Verpackungsmaterial sparen ließe.
„Ich habe mir angewöhnt, […] für den Fall der Fälle immer […] einen Jutebeutel dabei zu haben.“
– Maybritt
Produkte wie Seife und Shampoo kaufen wir in fester Form und dort, wo es angeboten wird, greifen wir zu Verpackungen, die sich sauber trennen lassen. Wenn es die Temperaturen zulassen, trocknen wir unsere Wäsche an der Luft, bei Wasch- und Reinigungsmitteln achten wir auf umweltschonende Produkte.
Es muss nicht immer der neueste Trend sein
Neue Kleidung kaufe ich selten. Wenn ich etwas dringend brauche, versuche ich es zunächst in Second-Hand-Geschäften oder durch das Tauschen mit Familienmitgliedern oder Freund*innen zu finden. Auch andere Alltagsgegenstände werden bei uns so lange genutzt, bis sie nicht mehr reparierbar sind. Das liegt vor allem daran, dass in unserem Haushalt niemand Wert darauf legt, dass alles den neuesten Trends entspricht.
„Bevor ich etwas kaufe, frage ich mich immer, ob ich es wirklich brauche […]. Ist das nicht so, lasse ich das Produkt im Laden.“
– Maybritt
Als ich jünger war, habe ich mich vor allem durch die Medien schon stark beeinflussen lassen und hätte gerne Dinge besessen, die gerade in Mode waren. Langsam aber sicher hat sich das geändert. Bevor ich etwas kaufe, frage ich mich immer, ob ich es wirklich brauche und die nächsten Jahre über verwenden werde. Ist das nicht so, lasse ich das Produkt im Laden.
Die Wege auf dem Land sind weit und schlecht an den ÖPNV angebunden
Ein Punkt, der mich enorm stört und in meinem Leben leider überhaupt nicht nachhaltig ist, ist die Mobilität. Dadurch, dass ich auf dem Land wohne, nutze ich für fast alle Wege das Auto. Das hat mehrere Gründe:
Meine Umgebung ist sehr schlecht an den ÖPNV angebunden. Außerhalb der Schulferien fährt zweimal pro Tag ein Bus, der morgens die Kinder der umliegenden Dörfer zur Grundschule und am Nachmittag wieder nach Hause bringt. Zwar könnte ich theoretisch mit dieser Buslinie zum nächsten Bahnhof kommen, praktisch schaffe ich es dann aber unmöglich, pünktlich in der Uni zu sein.
Tatsächlich ist mein Weg zur Uni mit dem Auto schneller, als wenn ich Bus und Bahn nutzen würde. Fahre ich selbst, brauche ich ungefähr 30 Minuten, mit dem ÖPNV sind es knapp 50 Minuten (vorausgesetzt, weder Bus noch Bahn haben Verspätung). Die zusätzliche Zeit habe ich im Alltag meistens nicht. Zudem kommt es auf meiner Strecke häufig zu Zugverspätungen. Da ich viele Kurse mit Anwesenheitspflicht habe, ist mir das häufig zu riskant. Am Wochenende oder in der vorlesungsfreien Zeit versuche ich wenigstens, mit dem Auto zum nächsten Bahnhof zu kommen und von dort aus mit der Bahn weiterzufahren. Durch das Semesterticket, das in ganz Schleswig-Holstein gilt, ist das eine günstige Alternative.
Die meisten Orte, die ich im Alltag aufsuche, sind mir persönlich zu weit, um mit dem Rad zu fahren. Dazu kommt, dass die ersten Kilometer ab unserer Haustür ohne Radwege an einer kurvigen Landstraße ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen liegen, sodass sowohl Radfahren als auch zu Fuß gehen mit einem gewissen Risiko verbunden ist und häufig gefährliche Situationen entstehen. Unsere Nachbarschaft hat sich schon öfter an die zuständigen Behörden mit der Bitte um eine Geschwindigkeitsbegrenzung gewandt. Diese wurden allerdings immer abgelehnt: mit der Begründung, auf unserem Streckenabschnitt würden zu wenige registrierte Unfälle passieren.
Mehr neue Mobilitätskonzepte auf dem Land
Ich würde mir von unserer Region wünschen, dass auch in den ländlichen Gebieten neue Mobilitätskonzepte ausprobiert werden. In einigen Gemeinden in Schleswig-Holstein gibt es ja bereits Car-Sharing-Projekte, Mitfahrbörsen etc. Solche Angebote würden sicherlich in vielen Orten im Land gut funktionieren.
Hey,
mein Name ist Rebecca und eigentlich komme ich aus einem kleinen Dorf in NRW.
Da dieses nicht ganz so groß ist, man innerhalb 15 Minuten einmal mit dem Fahrrad durchfahren konnte und die Busverbindungen mehr als Käse sind, waren Wege innerhalb von Schermbeck selbstverständlich mit dem Fahrrad oder einfach zu Fuß zu machen. Wenn es dann in Nachbarstädte wie Dorsten oder Wesel ging war das Auto, trotz der teilweise stündlich fahrenden Busse nicht mehr wegzudenken.
Das gleiche Problem gab es auch bei der Ernährung. Aufgrund einer Vielzahl von Bauernhöfen und sogar Supermärkten ist es in Schermebck einfach an Käse, Eier, Milch und Wurst zu kommen. Doch auch eine vegetarische Ernährung ist durchaus möglich. Bei der veganen Ernährung wird es dann allerdings schwieriger.
In der Stadt ist vieles einfacher….
Anders sieht es für mich jetzt gerade aus. Da ich in Molfsee ein FÖJ angefangen hatte, war ich gezwungen in die Nähe zu ziehen und habe mich für Kiel entschieden. Sich hier vegan zu ernähren ist gar kein Problem. Nahezu jedes Restaurant bietet mehrere vegane Alternativen an und einige Läden sind sogar ganz auf veganes Essen ausgelegt.
Da ich weder Auto noch Führerschein besitze, bin ich gezwungen mich mit dem Fahrrad oder mit Bus und Bahn fortzubewegen. Von meiner Wohnung aus zum Hauptbahnhof zu gelangen, ist eine Angelegenheit von ca. 8 Minuten. Also gar kein Problem, wären da nicht die tausend Ampeln. Doch auch mit denen ist der Weg in spätestens 12 Minuten geschafft. Wenn es dann allerdings um weitere Strecken geht, bin ich auf den Bus- und Bahnverkehr angewiesen.
Aber ÖPNV ist teuer… und häufig unpünktlich
Trotz meines zentralen Wohnorts und der vielen Bushaltestellen in meiner Nähe stellt sich dies als viel schwerer als gedacht raus. Wer schon einmal mit der deutschen Bahn gefahren ist, weiß, dass es hier vor allem zwei große Probleme gibt: 1. die Pünktlichkeit und 2. die Kosten.
„Wenn man knapp 40 Euro für eine Fahrt […] verlangt, dann ist ja wohl klar, warum alle lieber Auto fahren […].“
-Rebecca
Generell lässt sich beim Bus- und Bahnverkehr immer mit Verspätungen rechnen, aber wenn es dann darum geht, den sieben bis zehn stündigen Weg nach Schermbeck aufzunehmen, kann man sich, vor allem wenn man über Hamburg reist, schonmal auf mindestens eine halbe Stunde Verspätung einstellen. Dazu kommen dann die Kosten. Wenn man knapp 40 Euro für eine Fahrt mit dem RE von Hamburg nach Münster verlangt, dann ist ja wohl klar, warum alle lieber Auto fahren und sich das 9 Euro Ticket zurückwünschen.
Also meine Erfahrung als Einwohnerin von Kronshagen, was eher ein Dorf als eine Stadt ist: Es gibt hier keinen Unverpacktladen, und der nächste ist zu weit weg. Wir haben zum Glück aber einen Markt einmal die Woche und eine Fleischerei, die auch Käse und Fisch-Delis verkauft. Ausserdem 3 (!) Bäcker (Bäckereiketten). Auf Bio oder Nachhaltigkeit wird hier nicht so viel geachtet, vielleicht weil Kronshagen eine eher ältere Gemeinde ist. Wir haben aber inzwischen zwei Klimamanagerinnen, die bereits eine erste Umfrage gestartet haben, was man verbessern könnte…
„Da würde ich mich sehr über eine Art Recyling- oder Mehrweg-Konzept mit Pfand bei den Ladenbesitzer*innen oder den Markständen freuen“
– Martina
Ich habe bis jetzt kaum jemanden gesehen, der auf dem Markt oder im Laden seine eigenen Dosen und Verpackungen mitbringt. Auch für mich ist es etwas komisch, meine Sachen über die Theke zu reichen – mit losem Obst und Gemüse fällt es einem leichter, den mitgebrachten Jutebeutel aufzuhalten. Meine Hemmung ist vor allem, ob die Verkäufer*innen mein mitgebrachtes Behältnis ok finden, ob es abgewogen werden kann, vielleicht sogar hygienisch genug für „hinter“ der Theke ist. Außerdem ist die Planbarkeit für mich schwierig – häufig kaufe ich auf dem Weg von der Kita/Grundschule zurück mit den Kindern ein – und meist habe ich da keine Behältnisse dabei, oder meine Taschen sind schon voll mit Kita-Sachen.
Da würde ich mich sehr über eine Art Recyling- oder Mehrweg-Konzept mit Pfand bei den Ladenbesitzer*innen oder den Markständen freuen: Ein Kronshagen-Box-Set, was man vor Ort kaufen und aber auch wieder gegen das Rückpfand abgeben könnte.
Nachhaltigkeit kann man vorleben
Denn der Wunsch, auch meinen Kindern Nachhaltigkeit vorzuleben ist groß. Beim Einkaufen im Supermarkt – wieder eine Kette, weil es hier keinen Bio-Markt gibt (außer einem sehr kleinen, sehr unübersichtlichem, in den ich kaum gehen mag, auch weil der Verkäufer seltsam und ultra langsam ist, die Regale sind zu eng, mit Kindern oder gar Buggy kommt man da GAR NICHT rein) – versuche ich, wenn möglich in Glas zu kaufen und Bio-Sachen. Seit die Inflation so steigt, muss ich aber mehr aufs Geld achten und daher kaufe ich Bio immer bei den tierischen Produkten, und wenn was übrig ist, auch Bio-Gemüse oder Obst.
„Mit dem 9-Euro-Ticket statt Auto fahre ich viel […] – das lohnt sich richtig.“
– Martina
Infos über SoLaWis in der Nähe oder Höfe, mit Hofladen, gibt es hier nicht – das muss man per Mundpropaganda erfahren. Wir versuchen nachhaltiger zu sein, vor allem was die Nutzung des Autos angeht, und haben uns eBikes gekauft, mit denen wir sehr viele Wege ersetzen können. Mit dem 9-Euro-Ticket statt Auto fahre ich viel zu meiner Mutter und auch die Kieler Woche werde ich so mit den Kindern besuchen – das lohnt sich richtig. Da fällt auch die nervige Parkplatzsuche weg. Wir haben alle elektonischen Geräte, wo möglich, gegen energiesparendere Modelle getauscht, ebenso die Lampen und an den Großgeräten haben wir Stromzähler dran, um zu sehen, wie unser Verbrauch ist. Die Waschmaschine läuft mit Waschbällen oder Eco-Waschmittel im Eco-Modus und im Sommer geht die Wäsche in den Garten auf die Leine. Bei vier Personen ein nicht zu unterschätzender Punkt: Kleidung mehrmals tragen, wenn sie nicht dreckig ist oder müfft: sonst ist man schnell bei 5-7 Wäscheladungen pro Woche.
Recycling als wichtiger Bestandteil des nachhaltigen Lebens
Ansonsten versuchen wir, so viele Dinge wie möglich zu recyceln: Wir kaufen vor allem für die Kinder gebrauchte Kleidung, einseitig bedruckte Zettel werden als Mal- oder Notizpapier verwendet, beschädigte Obst und Gemüsewaren im Supermarkt eher gekauft, weil man weiß, dass sie sonst im Müll landen, nicht mehr genutzte Sachen verkaufen oder verschenken wir (Tafel, Sozialkaufhaus, Rotkreuz-Markt), alte Blumentöpfe werden zu Insektenhotels, Kaffeesatz als Dünger genutzt, was repariert werden kann, wird repariert.
Aber ich muss sagen, dass es einem nicht einfach gemacht wird und grad die großen Supermärkte gern mehr unverpackte oder in Papier/Pappe/wiederverwendbaren Netzen verpackte Waren anbieten dürften – dafür müssten aber auch die Mitarbeitenden geschult werden, dass Gemüse und Obst nicht in die Boxen geworfen wird, wo es Druckstellen kriegt. Oder eben ein Pfandsystem für Behältnisse für den Einzelhandel und Marktplätze – das fände ich richtig gut!
Hallo,
ich bin Annette, 60 Jahre alt und mit Schuld an der ganzen Misere.
Nun versuche ich so viel wie nur möglich wieder gut zu machen. Ich finde, der Blog ist so eine tolle Idee. Bestimmt finde ich Anregungen, noch besser zu werden. Hier ein paar Tipps, Anregungen und Kleinigkeiten aus dem Alltag, die ich umsetze:
Ernährung
Ich selber lebe vegetarisch, mein Mann isst selten Fleisch und wenn dann Bio. Generell kaufen wir Bio-Produkte und so weit möglich regional. Wenn das nicht klappt, kommen die Lebensmittel maximal aus dem EU-Raum. Das heißt, Bananen, Ananas usw. gibt es bei uns nicht.
Mobilität
Bei uns wird nicht mehr geflogen. In den Urlaub fahren wir meist mit dem Auto nach Dänemark. Dort lassen wir es stehen und wandern oder fahren mit dem Rad. Generell fahren wir so oft wie möglich mit dem Fahrrad. Für den Einkauf gib es einen Fahrrad-Anhänger.
Konsum
Müllfrei einkaufen geht gut auf dem Wochenmarkt. Selbstgenähte Säckchen und mitgebrachte Boxen werden gerne befüllt. Das klappt inzwischen aber auch bei Gemüse in Discountern. Selbst der „Döner Mann“ packt den Falafeldöner in eine mitgebrachte Box.
„Intakte Dinge, die wir nicht mehr gebrauchen, werden verschenkt oder verkauft.“
– Annette
Über Plattformen oder im Second-Hand-Laden kaufen wir gebrauchte Kleidung. Das spart enorm viel Geld und schont die Umwelt. Alte Kleidung tragen wir so lange, wie es irgend geht. Unterwäsche und Socken können meist nochmal genäht werden. Auch Möbel kaufen wir gebraucht. Und sofern möglich auch Elektrogeräte – Handys sowieso. Intakte Dinge, die wir nicht mehr gebrauchen, werden verschenkt oder verkauft. Selbst für einen Schuppen, den wir bauen wollen, sind wir auf der Suche nach gebrauchtem Holz.
Energie
Seit wir einen Stromspeicher haben, verbrauchen wir nur eigenerzeugten Strom. Geplant ist auch noch eine Solarthermie. Ob dies allerdings nachhaltig und CO2 sparend ist, weiß ich nicht, da ich bisher noch keine Gegenrechnung gefunden habe.
Geduscht wird bei uns nur maximal drei Minuten, allerdings muss das Wasser wegen der Legionellen eine höhere Temperatur haben. Tagsüber bleibt das Wasser hingegen kalt. Beim Kochen verwenden wir immer einen Deckel, damit keine Energie verloren geht und den Herd schalten wir früher aus und nutzen die Restwärme. Das Kochwasser wird im Wasserkocher erwärmt.
Die Waschmaschine und den Geschirrspüler stellen wir immer nur an, wenn sie auch voll sind. Dann werden sie im ECO Programm betrieben. Wäsche wasche ich bei 40 Grad. 60 Grad nur selten, muss man aber hin und wieder. Und abends reicht eine Lampe.
Hallo,
meine Lebenspartnerin (44) und ich (66) leben mittlerweile seit einigen Jahren deutlich bewusster. Wer grün wählt, muss auch so handeln, so mein Motto. Hier unsere Maßnahmen und die Erfahrungen damit.
Wir sparen Strom, indem wir uns dieses Jahr diverse LED- und Solarlampen angeschafft haben, die man auch innen nutzen kann. Von der einfachen Lightbox zu knapp 30 Euro bis zur aufklappbaren Solarlampe mit zwei großen Paneelen für 85 Euro haben wir eine Reihe von Lampen, die wir vollkommen flexibel nutzen können. Entweder komplett stromfrei – oder über Solar-Powerbank als LED-Leuchte aufladbar. Was zugegebenermaßen schwierig ist, weil die Solarladung mit kleinen Paneelen schwierig ist und endlos dauert. Doch der Mix machts. In den Wintermonaten sind die reinen LED-Lampen übergangsweise nutzbar und sparen in jedem Fall Strom.
Wir sparen Energie und Wasser ein, indem wir weniger Wasser ins Waschbecken füllen und nicht mehr baden. Stattdessen waschen wir uns von Kopf bis Fuß ab. Im Sommer durchgängig mit kaltem Wasser, im Winter lauwarm. Nur die Haare dürfen etwas wärmer gewaschen werden. Geföhnt wird nicht.
Einen Tag in der Woche bleibt die Küche kalt. Statt bei Sommerhitze einen Ventilator einzusetzen und den Kühlschrank hochzufahren, haben wir wunderschöne tibetische Vorhänge gekauft, die die Fenster zuhängen. Damit kann die Temperatur in den Südzimmern um satte sechs, sieben Grad absenkt werden. Auf dem Balkon wird schon morgens die Markise heruntergefahren.
Da wir Schimmel in einigen Ecken haben, müssen die Räume im Winter durchgehend beheizt werden. Die halbe Wohnung liegt nach Norden. Dieser Wohnungsteil wird im Winter selten wärmer als 19 Grad. Um uns warm zu halten, nutzen wir Decken und Pullis. Nicht beheizt werden die Küche, das Bad und die Flure. Dadurch sparen wir an anderer Stelle ein, was wir in den beheizten Räumen an Wärme benötigen.
„Wir Sparen Plastik ein, wo möglich. Man muss oft nehmen, was da ist.“
– Moon
Wir sparen Plastik ein, wo möglich – zum Beispiel über feste Shampoos und Deo-Sticks, den Kauf von Glasflaschen, wo möglich. Was schwierig ist, weil unser Supermarkt ständig leergekauft ist und mit dem Auffüllen kaum hinterherkommt. Man muss oft nehmen, was da ist. Lieferungen mehrerer Kisten Getränke können wir uns weder platzmäßig noch kostenmäßig leisten. Eine Weile lang haben wir vieles im Unverpackt-Laden eingekauft. Aber erstens ist der am anderen Ende der Stadt, und zweitens sind wir beide berufstätig und können nicht alles selbst herstellen. Auch an Lagerplatz mangelt es. Daher: faule Kompromisse – aber Besserung ist gelobt. Derzeit liegen wir mit unseren Bemühungen bei 40 % des Machbaren.
Wir verzichten auf ein Auto, oft auch auf Busfahrten und nutzen bevorzugt Fahrrad und Füße. In Kiel kann man auch so die halbe Stadt durchqueren. Wir haben seit 13 Jahren keinen Urlaub mehr außerhalb von Kiel verbracht, wo wir seit 2000 wohnen. Allein damit haben wir jede Menge Energie eingespart.
Wir tragen aus gesundheitlichen Gründen Funktionsjacken, kaufen aber nur von Vaude oder Schöffel, beide ziemlich umweltbewusst und in Deutschland angesiedelt. Wir achten auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit, kaufen aber fast nur preisreduzierte Rest-Ware. Wenn ich meine Outdoorjacken oder T-Shirts nicht mehr trage, gebe ich sie an meine Lebenspartnerin weiter, die sie oft weiterträgt. Wenn sie sie auch nicht mehr tragen möchte, übernehme ich sie oft wieder. Qualität zahlt sich eben aus. Internes Recycling ist bei uns üblich. Wir besitzen teils noch Schuhe, Jacken oder Shirts, die 3-12 Jahre alt sind.
Wir sparen Lebensmittel und Umverpackungen ein, weil wir viele Grundnahrungsmittel nutzen und jeden Dienstag eine Bio-Kiste beziehen. Reste werden fast immer verwertet, es sei denn, sie sind verdorben. Was eher selten der Fall ist. Vermulschte Äpfel werden zu Kompott gekocht oder an die Amseln verfüttert. Mindestens 50 Prozent der Briefumschläge und Pappkartons werden bei uns wiederverwertet. Oft sogar mehr.
Soweit erst einmal.
Beste Grüße,
Moon
Hallo,
ich bin Linda, 27 und wohne in Magdeburg, Sachsen-Anhalt. Ich nehme euch eine Woche lang in meinen nachhaltigen Alltag mit.
Sonntagabend
Mit meinem bis zum Rand befüllten Wanderrucksack bepackt schleppe ich mich in den ersten Stock und setze den Rucksack ächzend ab. „Heute ist es wieder ganz schön viel!“, stellte meine Mitbewohnerin fest und beginnt gleich, Brötchen auszupacken und zu sortieren. Dann geht es an die Verteilung. Wir bringen der Nachbar-WG Brötchen vorbei, klingeln beim Ehepaar gegenüber und ich packe eine kleine Tüte für meinen Arbeitskolleg*innen.
Ein anderer Foodsaver kommt vorbei und holt die Reste ab. Durch die fast wöchentlich stattfindenden Brötchen-Abholungen ist er fast jede Woche kurz bei uns und die kurzen Pläusche bei der Übergabe zum Teil des Alltags geworden. Wenn dann doch noch etwas übrig ist, bringen wir es zur Bahnhofsmission und machen Semmelbrösel, Brötchenknödel oder Croutons.
Montagmorgen
Noch etwas verschlafen radeln mein Freund und ich die holprige Kopfsteinpflasterstraße entlang. Noch ein kleiner Kreisverkehr und wir fahren fast drei Kilometer an der Elbe entlang. Ich lasse meinen Blick schweifen, genieße die ampelfreie Strecke und den Blick aufs Wasser. Bei der Arbeit angekommen, schließe ich mein Rad an einem Parkautomaten an, da die Fahrradständer leider sehr niedrig und meistens voll sind. Er hat mehr Geduld und sucht sich entweder einen Platz oder läuft zu den höheren Fahrradständern hinter dem Haus. Wir betreten das Haus, er schielt auf den Aufzug, ich sage: „Wir sitzen so viel am Schreibtisch, da können wir auch Treppe laufen.“ Wir schleppen uns in den dritten Stock der Altbauvilla und beginnen unsere Arbeitstage.
Dienstagvormittag
Es ist mal wieder so weit. Ich treffe mich mit den europäischen Freiwilligen, die ich koordiniere. Heute sprechen wir über das Thema „Nachhaltigkeit im Alltag.“ Eifrig schreiben sie ihre Ideen auf Moderationskarten.
In der Diskussion erfahre ich, dass eine Freiwillige hier zum ersten Mal auf Vegetarier*innen getroffen ist, der vegane Kochworkshop, den ich ehrenamtlich organisiert habe, sehr spannend und lecker war und sie über eine Telegram-Tauschgruppe bereits einige neue Schätze gefunden haben. Einige genießen es, mit dem Rad Magdeburg zu erkundigen und haben einige Monate auf ihre Monatskarte verzichtet, um sich ein gebrauchtes Fahrrad zu kaufen. Sie erzählen davon, was es in ihren Heimatländern im Bereich Nachhaltigkeit gibt und was sie in Deutschland entdeckt haben.
Mittwochabend
„Hey Linda, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen, wollen wir mal spazieren gehen?“, fragt mich eine Freundin. „Du bist doch auch beim Foodsharing, ich gehe heute Abend bei einem Hausprojekt Lebensmittel abholen, willst du mitkommen?“. Wieder mit Wanderrucksäcken bepackt radeln wir insgesamt 15 Kilometer durch die Stadt und an der Schrote entlang. Verabredung, Lebensmittelrettung und Sport an der frischen Luft in einem.
„Ich frage mich manchmal echt, warum manche Sachen im Müll sind.“
– Linda
Donnerstagnachmittag
„Weißt du, was ich im Müll gefunden habe? Lauter Kafeesahnen, die noch nicht mal abgelaufen sind. Wollen wir die nachher mitnehmen und verteilen?“ – „Klar, ich frage mich manchmal echt, warum manche Sachen im Müll sind. Auch neulich die Snacks, die eine Kollegin mitgebracht haben, lagen im Müll. Ich habe dann noch eine paar Käsestangen gegessen, also die lagen ganz oben und haben den Müllsack nicht berührt…“ – „Das wundert mich überhaupt nicht…“
Freitagabend
„Hallo Linda, schön, dass du da bist! Wir haben heute Pasta mit veganer Käsesauce gekocht und es gibt Kuchen zum Nachtisch, der ist auch vegan!“ Grinsend betrete ich die Wohnung und stürze mich auf das leckere Essen. Manchmal überkommt mich ein schlechtes Gewissen, dass meine nicht vegan lebenden Freund*innen das immer mit bedenken müssen.
Einmal hatten sie ein komplett veganes Menü geplant, ich hatte jedoch den Tag verwechselt und war gar nicht gekommen. Andererseits stopfe ich sie auch häufig mit veganen Leckereien voll und sie mögen die Sachen, die sie kochen, normalerweise auch immer. An dieser Stelle möchte ich einen herzlichen Dank ausrichten!
Samstagabend
„Was gibt es heute?“ – „Gemüsecurry und Falafelbällchen.“ – „Super, dann nehme ich beides!“ Ich bin endlich mal wieder am Hasselbachplatz bei der Küche für alle des Vereins platz*machen. Ich krame in meinem Geldbeutel nach ein paar Münzen und werfe sie in die Spendenbox. Neben meinem ehemaligen Kommilitonen, der dort fast jede Woche aushilft, treffe ich zufällig noch ein paar Freund*innen und Bekannte. Das Essen schmeckt vorzüglich und ich freue mich, dass ich mir die Zeit genommen habe, vorbeizukommen.
Hi,
ich bin Michelle. 26 Jahre alt und Studentin.
Mit der Zeit hab ich mir immer mehr Gedanken über Nachhaltigkeit gemacht. Meine Reise startete allerdings holperig.
Die Lösung schien einfach: Regionale Produkte kaufen, Konsum im allgemeinen verringern, Dinge recyceln, weniger Dinge besitzen, mehr teilen, Kleidung second-Hand kaufen, Fahrrad fahren im Alltag und Reisen mit dem Zug.
Soweit reichte mein Wissen.
„Aber in meinem Alltag ergaben sich dann doch Stolpersteine, obwohl es so einfach schien.“
– Michelle
Die Fallstricke
Soviel dazu: ich versuch’s! Aber wann wird es schwierig für mich? Hauptsächlich, wenn mein studentischer Geldbeutel nicht so prall gefüllt ist, wie gewünscht. Der Second-Hand-Laden passt gut ins Budget. Aber vor allem bei den Lebensmitteln wird es schwierig, wenn man keinen eigenen Garten hat und ein kleines Budget. Aber hier kann die Reise nicht schon vorbei sein, habe ich mir gedacht. Um etwas für die Nachhaltigkeit in meinem Leben zu tun, muss ich mir doch nicht nur Gedanken um den Geldbeutel machen. Ein schlechtes Gefühl in der Bauchgegend wegen Budgetknappheit kann nicht alles sein.
Also wie steht es um die guten Seiten der Nachhaltigkeit?
Die guten Seiten der Nachhaltigkeit
Auf meinem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, auf den ich mich in den letzten Jahren begeben hab, sind so viele neue, spannende Dinge passiert! So habe ich gelernt: auch ohne eigenen Garten und mit nicht allzu vollem Geldbeutel bin ich der Nahrung, die die Natur für einen bereit hält, nah!
Ob Wildkräuter oder Pilze, der Wald und die Wegränder da draußen können so köstlich sein! Ob selbst gesammelter Spitzwegerich für den Teevorrat oder Pilze zum Abendessen gesammelt auf der letzten Fahrradtour, die Möglichkeiten sind da und bedeuten so viel mehr als Verzicht!
„Ich habe diese Dinge sehr zu schätzen gelernt und sie machen mich glücklich!“
– Michelle
Und mein Wunsch, mehr Nachhaltigkeit in mein Leben zu integrieren, wurde ganz nebenbei befördert.
Wisst ihr was die Natur um euch rum für euch bereit hält?
P.S.: die Suche lohnt sich!
Warmwasser durch eine Solardusche – Silke
Hallo, ich möchte von unserer neuen Solardusche berichten: diese Außendusche heizt in einer Wassersäule durch Sonneneinstrahlung das Wasser auf, sodass mein Mann und ich abends eine warme Dusche genieße können. In den Sommermonaten sehr zu empfehlen. Wir haben uns die Duschecke mit einem Paravent, mobilen Bodenfliesen und Pflanzen gemütlich eingerichtet. Zur Grundreinigung werden natürliche Produkte verwandt. 🙂
Energiesparen beim Kochen – Sönke
Moin, ich spare beim Kochen Energie, indem ich die Restwärme nutze. Zum Beispiel: Eier drei Minuten kochen, dann Herd ausschalten und die Eier weitere drei Minuten im Topf auf dem Herd stehenlassen. Sie sind dann mindestens weich gekocht. Oder TK-Pizza schon in den kalten Ofen geben. Den Ofen früher ausschalten und auch hier Restwärme nutzen.
Energiespartipps von Klaus
- Beim Kochen den E-Herd eine Minute vor Erreichen der vorgesehenen Kochzeit ausschalten. Die Resthitze der Kochplatte reicht zum Garen aus. Dadurch können mindestens 6 Stunden Strom pro Jahr eingespart werden.
- Den Mäh-Roboter nicht mehr jeden Tag, sondern nur noch jeden dritten Tag laufen lassen. Das spart etwa 20 Akku-Ladezeiten pro Monat.
Ein paar bescheidene Beispiele aus meinem Leben: Wasch- und Spülmittel kaufe ich seit einigen Jahren in Kanistern, die ich im Unverpackt-Laden auffülle.
„Das ist kein Verzicht, sondern macht mich stolz.“
– Maren
Meine Arbeit verlangt „gepflegtes Auftreten“, zudem mag ich Mode. Um den Verführungen zu widerstehen, hab ich mir ein Plastikverbot für Kleidung auferlegt. Das klappt meinerseits inzwischen recht gut. Und weil so oft Poly…, Elasthan u.ä. in Kleidung enthalten ist, bleiben die Stücke im Laden. Das ist kein Verzicht, sondern macht mich stolz. Ich habe noch nie Weichspüler benutzt.
Klingt schräg, aber versucht es selbst: bei abnehmendem Mond lässt es sich leichter putzen, braucht weniger oder keine Reinigungsmittel. Ja, natürlich gibt es bei uns Waschlappen, die auch benutzt werden. Es wird weder täglich, noch alle zwei Tage geduscht. Das Badewasser in unserer kleinen Wanne reicht für zwei (nacheinander) und danach mitunter auch z.B. zum Feudeln.
Von unserem gelben Sack haben wir uns verabschiedet, an der Recycling-Lüge wollen wir uns nicht mehr beteiligen. Müllvermeidung ist angesagt. Nicht so einfach, aber möglich.
Hinweis in eigener Sache
Bei den hier veröffentlichten Beiträgen handelt es sich um persönliche Erfahrungsberichte, die die Meinungen und Ansichten von den Personen darstellen, die den Beitrag verfasst haben. Die Inhalte wurden nicht verändert und spiegeln gegebenenfalls nicht die Position der BUNDjugend Schleswig-Holstein wider.
Stadt von Morgen
Hier findest du ein paar Inspirationen für die Welt von Morgen. Denn Visionen für eine nachhaltige Zukunft gibt es viele und einige davon sind vielleicht gar nicht so weit weg oder werden sogar heute schon umgesetzt. Daher stellen wir dir hier fünf Projekte in verschiedenen Ländern der Welt vor, die sich bemühen einen Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft zu leisten.
Jeden Sonntag werden in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá für die Ciclovía 127 km Straße gesperrt und für Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen frei gegeben. Die Straßen bilden ein Netz aus zehn Hauptachsen und 45 Nebenachsen, auf denen mehrere Rundwege möglich sind. Die erste Ciclovía gab es im Jahr 1974. Inzwischen haben fast alle Einwohner*innen Bogotás innerhalb von zehn Minuten Anschluss an eine Schnittstelle der Ciclovía. Ins Leben gerufen wurde das Projekt, um die Bewohner*innen zu mehr Aktivität zu animieren und die Luft- und Lebensqualität in Bogotá zu verbessern.
Denn auch in Bogotá staut sich täglich der Verkehr und verschmutzt die Luft. Und das obwohl in der Stadt noch mehr passiert als die Ciclová. Mit dem Prinzip „Pico y Plata“ bestimmt die letzte Zahl des Kennzeichens, an welchen Tagen ein Auto in der Stadt fahren darf. Ähnliches gibt es auch in anderen Städten, in denen versucht wurde das tägliche Verkehrschaos in den Griff zu bekommen. In Bogotá stauen sich dennoch weiterhin die Fahrzeuge – denn „Pico y Plata“ gilt nicht für Motorräder. Diese sind aber ein sehr beliebtes Fahrzeug für den Individualverkehr. Aber Bogotá hat sich noch weitere Ziele gesetzt – spätestens 2040 sollen keine Fahrzeuge mehr in der Stadt fahren, die mit fossilen Treibstoffen betrieben werden.
Viel Regen auf einmal oder lange Zeiten ohne Regen werden im Laufe des Klimawandels immer häufiger. Eine Möglichkeit, sich diesen Folgen des Klimawandels anzupassen ist der Umbau zur Schwammstadt. Und hier ist kaum eine europäische Stadt so weit wie Kopenhagen. Im Viertel Østerbro wurden Straßen aufgerissen, Parkanlagen und Regenrückhaltebecken gebaut und quasi das ganze Viertel so umgestaltet, dass Wasser gespeichert und langsam in die Umgebung abgegeben werden kann.
Grund hierfür ist, dass viel Wasser, wie z.B. bei starkem Regen, die Kanalisation überfordert und dann nicht mehr abfließt und stattdessen die Stadt unter Wasser setzt. So passiert in Kopenhagen 2011. Damit dies nicht noch einmal vorkommt wird Kopenhagen nun also Schwammstadt. Ein weiterer Vorteil ist, dass das gespeicherte Wasser in Dürrezeiten helfen kann, die Folgen der Trockenheit abzumildern.
Davon abgesehen wirken sich die vielen Grünanlagen positiv auf das Stadtklima und die Lebensqualität der Bewohner*innen aus. Praktisch sieht das Ganze so aus, dass beispielsweise Sportplätze, wie Hockeyfelder eingemauert werden und bei Bedarf geflutet werden können. Außerdem können Grünflächen, die tiefer liegen als die Straßenoberfläche, im Ernstfall zueinem temporären Teich werden. In den nächsten Jahren soll nicht nur das Viertel Østebro eine kleine Schwammstadt sein, sondern ganz Kopenhagen zur Schwammstadt werden. So will die Stadt gut für die Folgen des Klimawandels vorbereitet sein.
In Ruandas Hauptstadt Kigali soll ein neues Stadtviertel entstehen, in dem nach nachhaltigen Kriterien gebaut wird. In Kigali herrscht Wohnraummangel. Insbesondere im niedrigen bis mittleren Preissegment gibt es kaum Wohnraum. Die „Green City“ soll ein erster Schritt auf dem Weg zur Besserung sein. Entstehen sollen 1.680 Wohnungen mit relativ niedrigen Mieten. Verwendet werden sollen dafür kohlenstoffarme und lokale Baustoffe.
Neben den Wohnungen sollen zahlreiche Grünanlagen sowie weitere Einrichtungen des öffentlichen Lebens gebaut werden. Des Weiteren soll der Stadtteil eine eigene Kläranlage, ein Trinkwasserreservoir und Solarpanele zur Energieerzeugung bekommen. Einziges Problem ist, dass auf dem Gebiet, auf dem das Viertel entstehen soll, informelle Landwirtschaft betrieben wird. Das heißt, derzeit bauen Menschen dort Essen an und erwirtschaften ihren Lebensunterhalt. Dies wird im Zuge der Baumaßnahmen beendet werden.
Neben dem ehrgeizigen Bauprojekt bemüht sich der Staat Ruanda generell um eine Verbesserung des Umweltschutzes.
In Ruanda (und in 34 weiteren afrikanischen Staaten) sind Plastiktüten verboten. Es gibt dennoch Plastik im Land, welches an den lokalen Müllkippen recycelt und dann weiterverwendet wird. Woher der Plastikmüll ursprünglich kommt, ist oft unklar.
In Sachen Abfallentsorgung gibt es dennoch Fortschritte, denn es gibt sowohl Mülltrennung als auch eine Müllabfuhr. Diese kostet allerdings Geld, sodass manche Menschen weiterhin ihren Müll im Garten verbrennen, obwohl dies verboten ist.
Ein weiterer Baustein ist die Energieversorgung. Momentan werden ca. 30 % der Energie des Landes durch die Verbrennung von Diesel erzeugt. Dies soll sich durch den Ausbau der Wasserkraft und vermehrte Energieimporte, zum Beispiel aus Uganda ändern.
Alles in allem tut sich in Ruanda einiges in Sachen Umweltschutz. Und dass, obwohl das Land nur einen CO2-Ausstoß von 0,008 t pro Person hat und zahlreiche weitere Heruasforderungen, vor allem im sozialen Bereich zu bewältigen hat.
Portland gilt als eine der grünsten Städte der USA und zeichnet sich vor allem durch seine Rad- und Fußwegeinfrastruktur aus. Diese ist in neueren Stadtvierteln besonders gut ausgebaut.
So auch im Pearl District, einem ehemaligen Industriebezirk, der in eine Wohn- und Geschäftsviertel umgewandelt wurde. Hier gilt das Konzept der 20-Minuten-Stadt. Alle Einrichtungen des öffentlichen Lebens, wie z.B. Park, Arzt, Bushaltestelle oder Supermarkt, sind von jedem Ort innerhalb von 20 Fuß- oder Fahrradminuten erreichbar.
Auch in Sachen Wassernutzung macht Portland von sich reden. Zahlreiche Gebäude und Grünanlagen sind so gebaut, dass sie Regenwasser speichern können. An einigen Gebäuden der Universität wird dieses Wasser nach einem Reinigungsprozess beispielsweise zum Spülen der Toiletten verwendet. In Privathaushalten ist die Wasserspeicherung ebenfalls weit verbreitet. Etwa 50.000 Haushalte verfügen über private Wasserspeicher und entlasten damit bei Regen die Kanalisation. Alles in allem gilt Portland in den USA als Vorzeigestadt für nachhaltige Stadtentwicklung.
Singapur ist eine dicht besiedelte Stadt, in der dennoch viel Wert auf Grün gelegt wird. Jeder Quadratmeter, der durch Bauvorhaben versiegelt wird, muss durch Begrünung am Gebäude kompensiert werden.
So entstehen kunstvolle Fassadengärten. wie z.B. am Hotel Parkroyal. Möglich ist dies aufgrund des tropischen Klimas. Dieses spendet genug Feuchtigkeit, um den Pflanzen das Wachstum zu ermöglichen.
Neben den grünen Fassaden gibt es in Singapur auch zahlreiche Parkanlagen in denen zum Teil mehrstündige Wanderungen möglich sind. Ein touristisches Highlight sind die „Superbäume“, über 20 m hohe künstliche Bäume aus Stahl. Sie fungieren als Wasserspeicher und verfügen außerdem über Solarkollektoren, mit denen sie die Gewächshäuser der Anlage sowie die abendliche Lichtshow mit Energie versorgen.
Weitere Maßnahmen zum Umweltschutz in Singapur betreffen den Autoverkehr. Zulassungen sind limitiert und werden über Bieterverfahren vergeben. Dadurch kann eine Autozulassung auch schon mal über 70.000 € kosten. Gleichzeitig ist der öffentliche Nahverkehr sehr günstig. Dies führt dazu, dass in Singapur – gemessen an der Bevölkerungsdichte – recht wenig Autos unterwegs sind. Singapur plant außerdem bis 2050 rechnerisch CO2-neutral zu sein. Dies betrifft auch die staatseigene Fluggesellschaft.
Alles in allem hat Singapur diverse Vorhaben bereits umgesetzt und verfolgt ehrgeizige Ziele. Erleichtert wird dies durch die zahlreichen Verbote mit entsprechenden Strafen bei Umweltvergehen und die dazugehörige Überwachung.